Dienstag, 7. Oktober 2008

Blödmann

Nachtgezwitscher bahnt sich von Tisch zu Tisch einen Weg durch die Menge und bietet Getränke an. Dabei erläutert sie den ausländischen Gästen, dass sie Federweißen auf dem Tablett hat und erklärt, was das ist. Sie ist freundlich, weil sie mit den Gästen gerne zu tun hat, und denkt sich nichts weiter. An einem Tisch sitzen vier (nicht alkoholisierte) Herren ausländischer Herkunft. Als Nachtgezwitscher zuendegesprochen hat und sich zum Gehen abwenden möchte, fragt einer: "Darf ich?" Nachtgezwitscher harrt verwundert, weil sie nicht weiß, was er möchte. Da hebt er die Hand und streicht ihr langsam, fast zärtlich, eine rotblonde Strähne hinter das Ohr. Nachtgezwitscher ist völlig perplex und geht zum nächsten Tisch, zu überrumpelt, um zu reagieren. Zehn Minuten später fühlt Nachtgezwitscher sich unwohl und wird wütend. Sie fühlt, dass er mit großer Selbstverständlichkeit und vor aufmerksamem Publikum in ihre Privatsphäre eingedrungen ist. Sie wird nicht gerne von wildfremden Männern im Gesicht berührt. Da sie sich früher einmal geschworen hat, sich bei solchen Respektlosigkeiten zu wehren, bahnt sie sich ihren Weg zurück zum Tisch und legt sachlich ihre Meinung dar. Er entschuldigt sich, sagt auch, dass er noch nicht lange in Deutschland sei und deshalb nicht gewußt habe, dass er einen Fehler mache. Später ist Nachtgezwitscher ganz froh, nicht öfter kellnern zu müssen, und hat noch immer Wut im Bauch.

Montag, 6. Oktober 2008

Aufräumen

Eine total banale Beschäftigung. Und mit der richtigen Musik und am richtigen Tag mit der Abendsonne im Fenster macht sie richtig Spass. Wenn schon nicht mit dem Besen durch's Haus tanzen, dann vielleicht mit der gefalteten Wäsche. Die nächste Halbe Stunde wird schön und lustig, beschließe ich gerade. Für heut Abend genug Trübsal geblasen.

Samstag, 4. Oktober 2008

Kalt - Temperaturprobleme

Ich hab nicht geheizt. Aber das ist es nicht. Seelisch ist mir, als hätte ich eine dünne Eiskruste ums Herz. Sie tut weh und isoliert. Gesellschaft hilft, ja, aber nach Gesellschaft ist mir nicht. Obwohl ich mich so einsam fühle, dass es schmerzt. Völlig paradox. Meine Wahrnehmung ist geprägt von einem mentalen Röhrenblick, Wärme wird vermindert wahrgenommen, Freude anderer auch. Obwohl es sie gibt. Ich esse weniger und ignoriere mein Hungergefühl, das ist untypisch. Verbalisieren tut ganz gut. Wenn ich diesen Text wieder lesen werde, werde ich ihn nicht mögen. Wird in der Kategorie 'Schreiben und sofort zerknüllen und wegwerfen' landen. Ein Freund, mit dem ich heute stundenlang spazieren war, sagte mir: "Wenn man anfängt, vor allem Angst zu haben, dann hat man es schwer. Außerdem bringt es gar nichts." Den Gedanken würde ich gern verinnerlichen, in manchen Phasen wird er da drinnen aber nicht rezipiert. Ich seh schon, heute Nacht schlafe ich mit einem Kuscheltier. Wenn ich mich hier ein wenig ausgeheult habe, wird es hoffentlich besser gehen. Werde die Heizung anmachen, eine kuscheligen Film gucken. Seltsamer Weise weine ich in solchen Situationen fast nie. Dabei wäre das so naheliegend. Manchmal braucht die Eiskruste Wochen, bevor sie schmilzt, manchmal ist sie schneller weg. Das hängt von den äußeren Umständen ab. Wenn ich mich sehr geliebt fühle, dann kommt sie garnicht. Warum kommt die Eiskruste jetzt? Bald muss ich eine Umgebung verlassen, die ich während der vielen Jahre, die ich dort verbracht habe, langsam liebgewonnen habe. In der ich lange gelebt habe. Bin also dabei, heute mit einer Portion Selbstmitleid, die Wurzeln langsam wieder aus dem angestammten Boden herauszuziehen. Habe fast jedes Steinchen und viele Bodenbewohner sehr liebgewonnen. Neue Böden bieten neue Möglichkeiten. Manchmal sehe ich das so, manchmal nicht. Bis es endgültig soweit ist, dauert es noch einige Monate. Aber mir ist schonmal richtig kalt, vorfühlend, sozusagen.

Freitag, 3. Oktober 2008

...

Am frühen Abend fühltest du, dass du falsch fühltest, antriebslos lagst du auf dem Bett und dein Innerstes tat weh. Du entschiedest dich, rauszugehen, riefst einen Freund an, ihr aßt Sushi, er sprach mit dir, angenehm, dann trafst du andere Bekannte, obwohl dir nicht nach feiern war, aber trotzdem, ein Cocktail reihte sich an den anderen, du fragtest dich, ob du noch zur Toilette laufen könntest, ohne zu wanken, die Bedienung sagte in deinem Lieblingscafe, auf den Stühlen solle man nicht tanzen, mehrmals flogen die Gläser fast vom Tisch, ihr habt Flaschendrehen gespielt mit einem Stein, völlig albern,euch geküßt, du verstandst, dass du das Defizit aus deiner Jugend in den Studentenjahren gut aufgeholt hast, trotzdem bleibt das Loch, was jetzt, denkst du mit Alkohol im Blut vor deinem Laptop um drei Uhr morgens und chattest mit deinem Bekannten in China.

Dienstag, 30. September 2008

Wunderbar,

ein kluger Spruch ganz passend zum Zeitdruck:

"Der Mensch erfand die Uhr, doch Gott erfand die Zeit."

Luft

Die letzten Tage mit ganz wenig Schlaf verbracht, und jetzt sitzt Nachtgezwitscher in Kuschelsamthose und Wolljacke vor dem Laptop, bevor sie sich kurz schlafen legt - am Nachmittag, was für ein Luxus :-) Freude, denn das kleine Interview war gut und wird völlig unverändert veröffentlicht :-) (der Inder wurde durch zwei Chilenen ersetzt)

Samstag, 27. September 2008

Gedanke

Ich glaube, viele Probleme der westlichen Gesellschaft rühren daher, dass wir sehr an die Vernunft glauben und darüber die Natur des Menschen vergessen. Gestern erfuhr ich völlig verblüfft, dass ein deutscher Bekannter, den ich für sehr aufgeklärt hielt, über die Kleidungsweise deutscher Frauen dieselbe Auffassung vertritt wie mein indischer Gesprächspartner. Aus männlicher Sicht nur verständlich, dass man sich gerne Rundungen anschaut. Natürlich kenne ich auch Männer, denen es egal ist, wenn Frauen Schlabberjeans tragen. Trotzdem wälzt sich seitdem in meinem Kopf der Gedanke, ob die feministische Bewegung mit ihren Versuchen, die Gesellschaft weitgehend zu entsexualisieren, eine völlig unrealistische Unternehmung war (???? ja/nein ja/nein). Na gut, vielleicht muss man unrealistisches anpeilen, um überhaupt realistisches zu erreichen. Libido und Geist sind interessant konkurrierende Elemente des menschlichen Daseins. Was für ein uferloses Thema...
PS: Wenn das so ein grundlegendes und allumfassendes Thema ist, Nachtgezwitscher, dann bist du darauf aber früh gekommen *kopfschüttel*.

...

Nachtgezwitscher galoppiert. Der Alltag rast vorbei, es bleibt Zeit für wenige Umwege, die Pflicht verlangt nach Akrobatik. Während der Körper sich unablässig bewegt und die Haut unter den Augen etwas durchscheinend wird, ist der Geist betäubt. Nachtgezwitscher leistet Nachtarbeit und ist müde und zufrieden.

Mittwoch, 24. September 2008

Nachtgezwitscher schreibt

Vor drei Monaten habe ich mich darum gerissen, journalistisch tätig werden zu dürfen. Jetzt ist es so weit. Frau Nachtgezwitscher soll einen kleinen Artikel schreiben und interviewt dafür einen kürzlich eingereisten Inder:
- "So, why did you decide to come to Germany"
- "Well, everything the Germans have done so far, they have done it very well. Think of the military tactics in the early stages of WWII for example. They were brilliant... Are you going to write that?"
- "No."
Und jetzt, Schutzengel sei mit mir, schreibe ich mir aus den restlichen Informationen hoffentlich etwas Gutes zusammen.
Ach ja, und...
- "Maybe I shouldn't say that, but German women don't make enough out of themselves. In my mind, women were created beautiful and should care about their appearance to please the eye."
- "Ah? Well... I see what you mean, but why shouldn't I say that men should try to please my eye a bit more. I also want to be entertained."
- "Ok forget it."

Montag, 22. September 2008

KörperTeilGeschichten

Meine Haare fallen im Moment aus. Fellwechsel. Sie sammeln sich auf meinem Pulli wie Herbstlaub auf dem Unicampus.

Mein Gesicht wird immer runder. Ein Bekannter, der sich am Donnerstag an mich kuschelte, versicherte mir, so wisse man wenigstens, wie ich aussehen werde, wenn ich schwanger bin. Gefällt mir das? Nein. Finde ich es schlimm? Nein. (Meine Augen haben am Samstag auf den Rhein geschaut, ein Feuerwerk gesehen, eine Blüte nach der anderen. Meine Ohren hörten am Sonntag meine Mutter weinen. Sie hat Angst vor dem Alter. Zärtlichkeit. Mein Mund hat eine Sinfonie aus Federweißer, sardischen Nougat, und, ernsthaft, dem besten Döner seines Lebens genossen. Der funktioniert eindeutig am besten.)

Mein Hals trägt immer öfter einen Schal, am Freitag auch grüne Federchen.

Mein Dekolletee hält sich bedeckt. Es ist hübsch weiblich.

Meine Arme und Hände haben am Sonntag am knorrigen Baum Äpfel gepflückt. Mit Ohrenkriechern, Wanzen, Würmern, Erde. Und einer schnurrenden weichen, weichen Katze, die um meine Beine strich. Und meiner Mutter, die daneben stand und mich freudig dirigierte. "Da, da, da hängen sehr schöne! Guck mal, wie dick die sind!" Dann, immer wieder an diesem Wochenende, Seife. Sonst trügen meine Hände jetzt Geschichte.

Mein Bauch gibt keinen Schreibanlass.

Mein Unterleib hatte am Donnerstag eindeutig keine Lust auf den Bekannten. Auch nach so langer Zeit nicht? Auch dann nicht. Zum körperlichen scheint bei mir ein Geistesrausch zu gehören. Und Vertrauen auch... Ohne ... Nein. Hierin scheinen sich die Menschen zu unterscheiden. Wie genau, darüber bin ich mir noch nicht im Klaren.

Meine Beine haben mich am Samstag weit getragen. So weit wie lange nicht mehr. Jetzt tun sie weh. Aber es war lustvoll. Lust ist so nah am Schmerz. Meine Beine wollen weiter gehen!!! Sie lieben das Wandern, von jeher.

Meine Füße steckten abwechselnd in Wanderschuhen, steinalten Turnschuhen, Pumps und Puschen und wurden ansonsten wenig beachtet.

Tirliriiiiiiiii flürüt!

Alle möglichen Töne mit persönlicher Note

Sieh da, neuer Vogel im Revier!

Lieber Besucher, dieses Blog ist mir ein intimes Tagebuch. Zu lesen sind Anekdoten, aber auch Gedanken, die mich stark beschäftigen. Will sagen: Hier schreibe ich für mich. Gäste sind, wenn sie sich hier wohlfühlen, natürlich herzlich willkommen zu kommentieren und herumzustöbern.

Blick ins Wasser

Bitte füttern

neulich gezwitschert

Da hast Du Recht! (Ich...
Da hast Du Recht! (Ich musste es allerdings mangels...
Finchen1976 - 11. Mär, 15:10
Il faut rajouter de la...
Il faut rajouter de la vie aux années et non des années...
Nachtgezwitscher - 9. Mär, 21:35
Being positive in a negative...
Being positive in a negative situation is not naive....
Nachtgezwitscher - 9. Jun, 23:04
Dann musst Du umso bessere...
Dann musst Du umso bessere Stimmung haben. :-) Schön,...
Finchen1976 - 8. Nov, 08:47
Guter Rat ist wie Schnee:...
Guter Rat ist wie Schnee: Je leiser er fällt, desto...
Nachtgezwitscher - 6. Nov, 19:46
Wasser, das du nicht...
Wasser, das du nicht trinken kannst, sollst du weiterfließen...
Nachtgezwitscher - 6. Nov, 19:45

Pschschschsch... Lausch! (Nachhall des Tages)

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